Von St. Petersburg nach Moskau auf dem Wasserweg

 

Russland –  von St. Petersburg nach Moskau

In sieben Tagen werden wir zwischen den beiden russischen Städten fast zweitausend Kilometer auf dem Wasser zurücklegen. Am Ende steht der Besuch der russischen Hauptstadt Moskau. Auf dem Weg dorthin begeben wir uns über drei Flüsse, fünf Seen, durch  Kanäle und passieren zahlreiche Schleusen.

Die Anreise – nicht weit und trotzdem langsam

Unsere Anreise mit dem Flugzeug über Moskau nach St. Petersburg haben wir in relativ kurzer Zeit von Deutschland aus geschafft. In Moskau wiegen wir uns mit über 3 Stunden Transferaufenthalt in Sicherheit. Unser Gepäck und wir werden entspannt ankommen – da sind wir uns sicher!

In Moskau müssen wir durch die Passkontrollen – die Beamten bearbeiten sehr gewissenhaft jeden einzelnen Pass akribisch und penibel. Ihr Interesse an einer schnellen Abwicklung ist gleich null und so wird die endlose Schlange vor der Kontrolle nur langsam kürzer! Der Weg zum Inlands-Flugterminal ist ebenfalls nicht kurz, 20 Minuten brauchen wir mit Sicherheit, erklärt uns eine Mitarbeiterin vom Flughafen. Allmählich beschleicht uns die Gewissheit, dass die Zeit verdammt knapp wird. Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig, einige Gepäckstücke von Mitreisenden allerdings nicht. Ungewöhnlich ist das nicht, berichtet uns gelassen die Reiseleitung in St. Petersburg.

Auftakt St. Petersburg

Die über 300 Jahre alte Stadt St. Petersburg gehört zu den schönen Städten der Welt. Das liegt sicherlich an der traumhaften Lage am Finnischen Meerbusen. Zu Zeiten des Gründers Peter I war das Gebiet als Wohnstätte allerdings nicht sehr beliebt. Wer wollte schon in einem Sumpf wohnen – schon gar nicht die Reichen! Letzteren verhalf der Zar auf die Sprünge - entweder Sibirien oder St. Petersburg!  

Von den vielen Reichen, die kamen, stehen heute noch ihre wunderschönen Paläste und Kathedralen. Die Verwendung von Gold war beim Bau Ehrensache. Die alten Gebäude sind – für uns unsichtbar – oft auf tausenden von geteerten Holzpfählen errichtet worden. Außerdem steht die Stadt auf vielen kleinen und großen Inseln. Davon ist heute kaum noch etwas zu spüren, viele Kanäle sind zugeschüttet. Trotzdem hat St Peterburg immer noch unzählige Wasserwege und Brücken.

Die Schätze der Russen vereinen sich in der Ermitage und im Winterpalais. Die Werke von Leonardo da Vinci, Tizian, Rembrandt und Rubens sind unter den beinahe 70 000 Gemälden zu finden. Und das Winterpalais – die einstige Residenz der Zaren - geizt nicht mit prunkvoller, russischer Baukunst.

 

Eine andere große Bühne der Welt ist der Nevskij Prospekt. Die fast 5 km lange Hauptstraße führt quer durch das Zentrum und ist für die St. Petersburger ihr Laufsteg - gesehen und gesehen werden. Im Café Singer, im Haus des Buches, kann man nicht nur im dazu gehörenden Café sehr lecker essen, man hat auch einen grandiosen Blick auf die Kasaner Kathedrale. Wer nicht mehr laufen mag, nimmt die Metro.

All´ das ist unglaublich sehenswert. So drängeln sich nicht nur wir durch die Sehenswürdigkeiten, sondern auch die Menschen-Massen aus allen Ländern dieser Welt. Erkenntnis des Besuchs: Unsere zwei Tage sind viel zu kurz für diese Stadt.

Raus aus der Stadt – ab aufs Schiff

Um nach Moskau zu gelangen, nutzen wir ein Flussschiff. Es ist die MS Russ. Sie wurde Ende der 1980er Jahre in der DDR gebaut. Von Mai bis Oktober fährt sie die 1718 Km von St. Petersburg nach Moskau.

 

Unser erster Stopp ist das Dorf Mandrogi. Während des zweiten Weltkrieges wurden die 29 Höfe des Ortes niedergebrannt und die Menschen kamen nicht wieder zurück. Seit den 1990er Jahren änderte sich die Situation im Land und an der gleichen Stelle entstand ein Museumsdorf. Ein Oligarch finanzierte dieses Projekt. In den russischen Bauernhäusern bekommen wir einen kleinen Eindruck vom Leben der einfachen Leute des 19. Jahrhunderts. In den Restaurants, Hotels und Gästehäusern können sich mittlerweile nicht nur die Russen erholen.  Und wer möchte kann es dem russischen Präsidenten Putin gleichtun und Matroschkas bemalen.

Wir testen derweil lieber im Wodka Museum das Nationalgetränk – den Wodka. Bei der Auswahl fällt die Entscheidung schwer – vier 4 Sorten müssen reichen. Welcher war der beste Wodka? Wir wissen es nicht – es gab über Tausend Sorten. Danach geht es gut gelaunt auf das Schiff zurück.

Im Wodka-Museum
Im Wodka-Museum

UNESCO Weltkulturerbe Kischi und der nördlichste Punkt unserer Reise

In der Nacht nimmt das Schiff Kurs auf die Insel Kischi im Onegasee, dem zweitgrößten See Europas. Damit sind wir in der Region Karelien und am nördlichsten Punkt unserer Reise. Seit St. Petersburg hat sich das Wetter rasant verändert. Die Lufttemperatur ist von 28° C auf 12° C gesunken und am Himmel wechseln sich Sonne und dicke Wolken ab, aus denen sich immer wieder Regen entlädt. Und genau das passiert, als wir in Kischi von Bord gehen. Mit Regenschutz bewaffnet machen wir uns auf den Weg zu zwei sehr schönen Kirchen. Ein ehemaliger Restaurator begleitet uns. „Das Kiefernholz für diese Gebäude wurde nur mit der Axt behauen, nie mit einer Säge. Deshalb halten die Gebäude immer eine Generation, bis sie wieder restauriert werden müssen.“, berichtet er uns. Würde das Holz mit der Säge bearbeitet, wird die Kapillarstruktur beschädigt. Feuchtigkeit kann ins Holz eindringen, es fault und übersteht nicht einmal den nächsten Winter. Viele Restauratoren aus der ganzen Welt kommen hier her, um von ihnen und ihrem Handwerk zu lernen, erzählt er stolz.

Als wir zurück auf das Schiff müssen, entlädt sich noch einmal eine schwarze Wolke und treibt uns schneller voran als gewollt.

Wir verlassen Kischi und überqueren dabei noch einmal den großen Onegasee. Ziel ist Goritzky. Auf dem Wolga-Ostsee-Kanal passieren wir am Abend allein 6 Schleusen bevor wir um Mitternacht in den Weißen See einlaufen.

Goritsy, viele dunkle Wolken, ein Kloster und Bauerngärten

Nun ist es soweit – das schlechte Wetter hat uns fest im Griff. Als das Schiff beim Dorf Goritsy ankert, ist es kalt. Immer wieder entladen sich dunklen Wolken mit Regen. Beim Besuch des nahegelegenen, über 700 Jahre alten Klosters in Kirillow, huschen wir von einer Kirche in die nächste. Kirchen, Türme, Tore und Klosterkammern gibt es reichlich auf dem riesigen Gelände.

Entlang des Wasserweges und im 600 Seelen-Dorf Goritsy an der Sheksna wird es beschaulich. Der Kontrast zu St. Petersburg ist groß. Die Häuser sind aus Holz und in den Gärten gedeihen Kartoffeln, Gemüse und Blumen. Manchmal schöpfen Bewohner Wasser aus Brunnen. Üppige Rasenflächen sind hier nicht angesagt – die Gärten dienen der Selbstversorgung. Das Durchschnittseinkommen der einfachen Russen ist gering. Viele haben einen zweiten Job und Rentner bessern ihr kleines Einkommen mit dem Verkauf ihrer Garten-Produkte auf.

Die Wolga, Jaroslawl und der Gesang russischer Männer

Nach dem riesigen Rybinsker Stausee fahren wir das erste Mal auf dem Fluss der Flüsse - der Wolga. Ziel ist die Stadt Jaroslawl.  Kirchen, Cafés, Hinterhöfe und der Gouverneurspalast erwarten uns. Wir treffen auf ein Miteinander von Kirchenprunk, sozialistischem Städtecharme, Historischem und Neuem. Vieles, was zu sozialistischen Zeiten verboten oder als Teufelszeug verdammt wurde, lebt heute – auch durch den Tourismus - wieder auf. Kirchensteuer wurde nie erhoben, man setzt auf Freiwilligkeit. Reiche Russen ließen ihre eigene Kirche erbauen. So staunen wir nicht schlecht, denn in der Stadt gibt es über 100 Gotteshäuser. Kirchen und Ikonen werden heute wieder herausgeputzt, der Gouverneurspalast erstrahlt in neuem Glanz und verwöhnt uns mit russischer, klassischer Musik. Kurze Zeit später dürfen wir erstklassigen Sängern lauschen.

Uglitsch – der goldene Ring und noch 200 km bis Moskau

Haben wir in Jaroslawl viele Kirchen gesehen, geht es in Uglitsch damit weiter. Liebhaber russischer Kirchen und Ikonen kommen in beiden Städten voll auf ihre Kosten.

Auf der Weiterfahrt nehmen die Ansiedlungen am Ufer zu, Brücken kreuzen den Wasserweg und der unendlich scheinende Wald am Ufer nimmt ab. Zum ersten Mal tauchen freie Flächen auf und die Häuser werden moderner. Nun umgeben Rasenflächen die Häuser.

Leider hat sich das Wetter nicht verändert. Mehr als 14 Grad werden es nicht. Wie sagt Dimitri – unsere Stimme aus der Wand und Bordsprecher – es ist angenehm frisch! Seine Gesangseinlage „Sonnenschein geht ins Herz hinein“ half nichts. Die Sonne ließ sich nicht blicken.

Moskau - wir sind am Ziel

Nach 6 Nächten auf dem Schiff erreichen wir Moskau. In Moskau werden wir zunächst zum Ausstellungsgelände der Errungenschaften der Volkswirtschaft kurz – WDNCh gefahren. Aus Eigeninitiative heraus hätten wir dieses Allrussische Landwirtschaftsausstellungsgelände wohl nicht besucht. Da das WDNCh in der Stadtrundfahrt inbegriffen ist, schauen wir, was der Moskauer Bürgermeister aus dem Gelände gemacht hat. Die früheren, sozialistischen Pavillons standen nach der Perestroika leer. Kasachstan, Litauen und die anderen abtrünnigen Sowjetrepubliken hatten kein Interesse mehr. Vor ein paar Jahren bot Russland diesen Staaten an, die Pavillons wieder zu nutzen – unentgeltlich. Nur wenige Staaten gingen darauf ein.

Im Stadtteil Arbat bummeln wir auf der belebten und gleichnamigen Fußgängerstraße. Im neuen Geschäftszentrum „Moskau City“ mit den höchsten Wolkenkratzern Europas ist es dagegen menschenleer.

Auf dem Roten Platz und im Kreml sind dagegen Menschenmassen unterwegs. Dunkle Wolken kündigen Regen an. Als wir auf dem Gelände des Kreml sind, entladen sie sich. Kräftiger Regen durchnässt uns in kurzer Zeit völlig, denn die Besucher, die gerade in einer Kirche sind, wollen nicht raus – wir wollen rein. Beides klappt nicht.

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Anke (Dienstag, 30 Juli 2019 22:09)

    Sehr schöner Reisebericht mit ebenso schönen Fotos.

  • #2

    Roswitha (Donnerstag, 01 August 2019 15:20)

    Keine Frage, die Fotos sind wieder fantastisch und bei dem Reisebericht werden bei mir wieder Erinnerungen wach. Gute Reise und viele Grüße aus Devese bei angenehmen Temperaturen.

  • #3

    Udo (Donnerstag, 01 August 2019 19:08)

    Danke für die vielen Informationen und Bilder. Wünsche euch ab sofort Bombenwetter! Ich freue mich schon auf die Fotos.