Kapverden

Kapverdische Inseln- Inseln im Atlantik

 

Portugiesische Entdecker sichteten 1444 die Kapverdischen Inseln. Wir sind im November 2023 unterwegs und erkunden 4 der 15 Eilande. Es sind Sal, Santo Antão, São Vicente und Santiago. Mit dieser Reise befinden wir uns 570 Kilometer vor der westafrikanischen Küste. 

 

Sal und die REise beginnt

Es ist schon dunkel, als wir auf der kleinen Insel Sal ankommen. Nur mal zum Vergleich - Sal ist etwas größer als Hannover, hat aber nur knapp 15.000 Einwohner. Die Insel ist eine der 9 bewohnten Inseln der Kapverden. Die Inselgruppe im Atlantischen Ozean liegt auf Höhe des Senegals und wurde 1445 von portugiesischen Seefahrern entdeckt. Seit 1975 ist die Inselrepublik Kap Verde unabhängig.

Die Fahrt zu unserer Unterkunft in Santa Maria an der Südspitze der Insel dauert keine 20 Minuten. Der Fahrer wählt dabei den Mittelstreifen, der 4-spurigen Straße. Warum? Vielleicht zur besseren Orientierung? Wahrscheinlich ist aber eher, dass er versucht, auf diese Weise die Schlaglöcher zu umfahren. Am nächsten Morgen sehen wir wo wir gelandet sind. Unsere Unterkunft befindet sich direkt am Strand und damit am Pier von Santa Maria. Auf dem Pier ist jede Menge los. Fischer bringen ihren Fang rein und verarbeiten ihn direkt auf den Holzbohlen des Stegs. Touristen begeben sich auf Katamarane oder in Schlauchboten, um zum Tauchen zu fahren, während sich unter dem Pier Rochen im glasklaren Wasser tummeln. Santa Maria ist überschaubar. Bunte Häuser und schöne Wandbilder erobern den Ort, genauso wie die vielen Touristen. An vielen Ecken hören wir deutsche Stimmen und sehen Busse eines großen, deutschen Reiseveranstalters. Deutsche Touristen fühlen sich hier sichtlich wohl. Für uns geht es jedoch erst einmal weiter auf die Insel Santiago. Vorerst werden wir aber am Flughafen auf Sal ausgebremst. Das Flugzeug hat Verspätung!


Praia – bunt und quirlig

„Wir haben die Zeit und ihr die Uhr“ – sagen die Afrikaner. BestFly Cabo Verde hat sehr viel Zeit. Unsere Uhr sagt, dass sich der Flug von Sal nach Praia auf Santiago um 6 Stunden nach hinten verschiebt. Beim Einchecken erfahren wir dies von einer freundlichen lächelnden Mitarbeiterin. BestFly Cabo Verde ist die einzige Fluggesellschaft, die Flüge zwischen den Inseln anbietet. Es gab wohl schon einige Fluggesellschaften, keiner hatte allerdings bislang Erfolg. Wären da nicht Fähren eine Alternative? Ganz so einfach soll das in der Realität auch nicht sein, erfahren wir. Zu oft käme es auch hier zu Planänderungen und Ausfällen. Information und Kommunikation mit Gästen seihen dünn gesät und das Meer zwischen den Inseln soll alles andere als ruhig sein.

Nach einem knapp 40-minütigen Flug landen wir in Praia auf Santiago – der Hauptstadt der Republik Kap Verde. Ein fröhlicher Fahrer bringt uns zu unserer Unterkunft in die Altstadt. „Wir werden die Kapverden lieben“, sagt er. Alle sind hier so relaxed, da könne man sich wunderbar erholen und die Reise genießen. Genau das nehmen wir uns vor und beginnen den nächsten Tag mit einem gemütlichen Stadtspaziergang durch die bunte, quirlige Altstadt. 1615 wurde auf dem Felsplateau der Insel Santiago das Dorf Santa Maria gegründet. Heute befindet sich auf dem Gebiet des ehemaligen Dorfes das historische Zentrum der Stadt. Afrika meets Portugal. Die Portugiesischen Einflüsse sind noch überall zu spüren.


Cidade Velha – wo alles begann

Die Geschichte der Kapverden begann hier in Cidade Velha mit der kolonialen Besiedlung und dem traurigen Kapitel des interkontinentalen Sklavenhandels. Es ist bereits sehr warm und ein böiger Wind weht, als wir über das Geländer der alten Festung Fortaleza Real de Sao Filipe laufen. Sie thront oberhalb der ehemaligen Hauptstadt. Ein perfekter Platz, um alles zu überblicken und die Kanonen schon mal in Stellung zu bringen. Begünstigt durch seine Lage blühte Ribeira Grande, so wie der Ort früher hieß, schon im 16 Jahrhundert schnell auf. Vom afrikanischen Festland waren die Kapverdischen Inseln weitgehend isoliert und deshalb gut geeignet für den Handel mit afrikanischen Sklaven und die Versorgung der Schiffe mit Trinkwasser. Wir laufen in den eigentlichen Ort hinab und kommen am alten Pranger (Pelourinho) vorbei. Von diesem Platz soll der historische Sklavenmarkt betrieben worden sein. Vorbei geht an den traditionellen Häusern der Rua Bananes, hin zur Igreja de Nossa Senhora do Rosário – dem ältesten erhaltenen Gebäude in Cidade Velha. Unser nächstes Ziel ist unsere Unterkunft Quinta da Montanha nahe des kleinen Dorfes Rui Vaz, in der Nähe des Pico da Antónia. Damit befinden wir uns auf über 800 m Höhe.


Santiago - wir sind In den Bergen

Waren es an der Küste noch fast 30 Grad, sind es nun in den Bergen sonnige, angenehme Temperaturen um die 24 Grad, wobei der böige Wind immer noch unser Begleiter ist. Wir laufen durch eine wunderbare Berglandschaft, mit zerklüfteten Tälern. Den 1.392m hohen Pico d'Antonia haben wir dabei immer im Blick. Wir entdecken immer wieder riesige Spinnennetzte mit ihren großen Bewohnern. Ihre Netze sind so robust, dass sie auch nicht zerreißen, wenn man reinläuft. Sie ernähren sich wohl von Heuschrecken und spinnen ihre Netze zwischen den Agaven Pflanzen. Vorbei geht es an Feldern, die steil an den Hängen kleben. Mais wird gerade geerntet, es wachsen aber auch Süßkartoffeln, Zuckerrohr und Bananen. Ziegen laufen uns immer wieder über den Weg und für den Transport wird der Esel genommen. Frauen balancieren geschickt alles auf dem Kopf, was geht. Die Kinder werden mittels eines Tuchs um die Hüften getragen. Den Kinders gefällt es – den Müttern auch. Die Insel wirkt auf uns hier sehr afrikanisch.


Unsere letzte Station auf Santiago - Tarafal

Zwei vulkanische Gebirgszüge dominieren die Insel. Am höchsten Berg der Insel Pico d’ Antónia (1.394m) hatten wir zwei Nächte verbracht. Nun geht es Richtung Norden - durch den Serra Malagueta – vorbei an der höchsten Erhebung von über 1.000 m. Der Serra Malagueta Nationalpark beherbergt viele endemische Pflanzen. In der zweitgrößten Stadt der Insel, in Assomada, ist heute eigentlich Markttag – eigentlich! Der fällt leider aus, denn es gibt im Moment Wichtigeres. Es ist das Fest der Santa Clara. Alle haben sich fein rausgeputzt und streben zum Festplatz. Für uns gibt ist kein Durchkommen, so dass wir weiter nach Tarrafal fahren. Bekannt wurde der Ort durch ein Konzentrationslager, das Campo do Tarrafal. Es wurde vom portugiesische Salazar-Regime (1926–1974) errichtete. Portugal internierte hier seine politischen Gegner. Heute ist Tarrafal für seinem feinsandigen Strand unter Plamen bekannt.


Tarrafal – ein entspannter Sonntag

Der Tag beginnt ohne Hektik, schon gar an einem Sonntag. Die Sonne geht dramatisch hinter den Bergen auf und verscheucht die letzten dunklen Wolken. Vor unserer Unterkunft liegt ein perfekter Surfstrand. Die Wellen sind ideal und die ersten Surfer nehmen geschickt jede große Welle. Im Hafen holen Fischer ihr riesiges Netz vom Boot. Per LKW geht es dann damit an eine andere Stelle zum Trocknen und Ausbessern. Der Rest der Bewohner geht den Tag entspannt an. Zwei Männer spielen auf einem schmalen Brett ein altes Brettspiel. Es heißt Ouril. Wer zuerst 25 Steine auf der gegnerischen Seite platziert hat, hat gewonnen. Im Hafen sorgt eine Kapverdierin schon einmal für das Mittagessen. Auf dem Grill liegen zwei winzige Fische und im Topf brodelt es. Der Rest sitzt in der gut gefüllten Kirche und lauscht der Predigt auf der Kanzel, bevor alle mit fester Stimme die Kirchenlieder anstimmen. Das Anpassen an diese entspannte Lebensweise fällt uns nicht schwer. Ein Abendessen auf der Dachterrasse unserer Unterkunft mit einem Glas Wein der Nachbarinseln Fogo und einem einheimischen Bier macht den Tag rund.


Von Santiago nach São Vicente

Ein letztes Mal beobachten wir am Strand die Surfer von Tarrafal. Die konstanten Passatwinde sorgen dafür, dass die Wellenreiter auf den Kapverden voll auf ihre Kosten kommen. Anfänger haben an diesem Strandabschnitt allerdings keine Chance, denn die Wellen sind hoch. Für uns geht es heute aber weiter. Wir wollen auf eine der nördlichen Inseln der Kapverden – nach São Vicente. BestFly Cabo Verde wird wieder für Spannung sorgen. Ob wir heute wohl pünktlich loskommen? In unserer Unterkunft fragen wir dazu nach dem Stand der Dinge. „Im Moment sieht alles gut aus,“ sagt der freundliche junge Mann an der Rezeption grinsend. Unser Transport ist pünktlich, so dass wir rechtzeitig am Flughafen von Praia ankommen. Und wir können es kaum glauben - ohne wesentliche Verspätung starten wir nach Mindelo auf São Vicente und sind 45 Minuten später da. Die Insel Santiago ist die größte Insel der Kapverden und die afrikanischste. São Vicente gehört zu den kleineren Inseln und entspricht ungefähr der Größe von Lübeck. Der erste Eindruck: Ein bunter Schmelztiegel der Kulturen mit einem ganz besonderen Charme. Unsere Unterkunft befindet sich direkt in der Altstadt von Mindelo. Damit sind wir umgeben von Häuser, die uns an portugiesische und englische Einflüsse erinnern.

 

Fortsetzung folgt

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Kommentare: 9
  • #1

    Udo (Dienstag, 21 November 2023 17:54)

    Ach wie schön, euch wieder auf Reisen zu wissen. Hab mich gefreut, dass ihr euch die Mühe macht, auch wieder einen Blog anzulegen. Ähnlich wie bei der Azorenreise gibt es ja für mich viel Neues zu erfahren (Kapverden? Was, wie, wo?). Ich wünsche euch gutes Gelingen!

  • #2

    Anke (Dienstag, 21 November 2023 18:18)

    Der Anfang liest sich schon mal sehr gut. Bin gespannt, wie es weitergeht. Diese Inselgruppe ist ja noch touristisch etwas neu.

  • #3

    Heidrun (Mittwoch, 22 November 2023 13:06)

    Gestern die Fotos vom Flughafen, heute schon die ersten Urlaubsfotos und der Blog.Das ist Tempo. Jetzt werden wir wieder mit Infos und tollen Eindrücken belohnt. Danke!
    Genießt die besondere Zeit!

  • #4

    Ursel (Freitag, 24 November 2023 11:39)

    Spannende und quirlige Inseln, die sich trotzdem offenbar prima zum Entschleunigen eignen (wir haben die Zeit und ihr die Uhr ;) und das bei wunderbarem Wetter. Weiterhin viel Spaß beim Entdecken neuer Eindrücke. Viele Grüße Ursel

  • #5

    Hanne (Freitag, 24 November 2023 18:25)

    Auch ich reise gern wieder mit euch, buntes Treiben, Sonne, Wasser, alles was die Seele erfreut!
    Hier Regengrau und kalt……weiterhin schöne Bilder und wärmende Berichte, Danke!!
    Liebe Grüße aus Himmelsthür Hanne

  • #6

    Christine (Sonntag, 26 November 2023 17:19)

    Klasse Fotos- wie immer. Das macht Lust auf mehr. Ich bin schon auf die nächsten Fotos gespannt. Euch noch weiterhin eine schöne Reise mit tollen Eindrücken und interessanten Erlebnissen �

  • #7

    Sigrid P (Sonntag, 26 November 2023)

    Das ist wieder ein sehr interessanter Bericht und wunderschöne Fotos.

  • #8

    Steffi (Montag, 27 November 2023 07:22)

    Wieder lasst Ihr uns mitreisen - wie schön! Der interessante Bericht mit Euren ganz persönlichen Eindrücken und die tollen Fotos machen Lust auf mehr�

  • #9

    Roswitha (Dienstag, 28 November 2023 10:37)

    Was für fantastische Aufnahmen und dazu ein wunderbarer Reisebericht, den ich mal wieder sehr genieße. Aber eure persönlichen Reiseberichte z. B. im Bauhof sind natürlich durch nichts zu toppen. Wünsche euch weiterhin eine entspannte Reise.