Thailand- Unterwegs im Land des Lächelns
Tempel – Buddha – Tropen - Exotik. Wir sind im Königreich Thailand unterwegs. Unsere Route führt uns von Bangkok zunächst in den Norden. Es geht über Kanchanaburi, Ayutthaya, Sukhothai, Phrae, Lampang, Phayao, Chiang Rai, Mae Sai, Thaton, Doi Angkhang nach Chiang Mai. Unsere letzten Tage verbringen wir im Süden – in Khao Lak.
Bangkog - die Hauptstadt
Es ist eine Menge los in der über 15 Millionen zählender Hauptstadt Thailands. Für die letzten 2 km vom Flughafen zu unserem kleinen Hotel im Stadtteil Sukhumvit brauchen wir fast 2 Stunden. Zur Rush Hour kommt der Verkehr regelmäßig zum Erliegen. Autos bewegen sich nur im Schneckentempo und flinke Mopedfahrer schlängeln sich waghalsig um die Autos und finden somit einen schnelleren Weg. Auf den schmalen Bürgersteigen versuchen die Fußgänger mit eingezogenem Bauch ans Ziel zu kommen und Radfahrer haben eh` keine Chance. Sie sind hier die Exoten. Am Abend spielt der Verkehr für uns keine Rolle mehr. Wir genießen den Blick von unserer Dachterrasse und schauen auf die vielen Licher der Hochhäuser, die die Stadt zum Glitzern bringt.
Am nächsten Morgen holt uns unser Guide Phaimanee Sae-Union – kurz Pai genannt – für die obligatorische Stadtbesichtigung ab. Mit einem Wassertaxi geht es zunächst über den Chao-Phraya-Fluss zum Tempel der Morgenröte – dem buddhistischer Tempel Wat Arun. Zu der frühen Stunde sind nur einige Thailänder in ihrer traditionellen Bekleidung samt Fotografen in der Tempelanlage. Sie versuchen die stille Stunde zu nutzen. Alleine in Bangkok gibt es über 400 verschiedene Tempel. Einer der schönsten und ältesten ist der Wat Arun. Die Fassade des Tempels ist von Mosaiken aus chinesischem Porzellan und Muscheln übersäht. Über 1 Millionen Teile wurden verbaut, die nun unzählige Blumenmuster bilden. Außerdem ist der Tempel für sein weit sichtbaren, bis zu 70 m hohen Turm gekannt.
Weiter geht es in rasantem Tempo im Longtail-Boot nach Thonburi. Die vielen Wasserwege der Stadt machen es möglich, einen Blick in die ehemalige Hauptstadt Thailands zu werfen. Bemerkenswert war der in der Sonne dösende Waran. Pai erklärt uns, dass diese, recht großen Tiere, gar nicht so selten anzutreffen sind. Einfache Häuser auf Stelzen säumen das Ufer. Andere Häuser sind verfallen, da die Besitzer verstorben sind, und deren Kinder die aufwendige und teure Restaurierung vermeiden möchten. Im königlichen Barkenmuseum scheut man dagegen keine Kosten und Mühe, um die kunstvoll gestalteten Boote wieder in Schuss zu bringen.
Bevor wir den großen Palast in Augenschein nehmen, schlendern wir über den Amulett Markt mit seinen ungezählten Amuletten und religiösen Artefakten. Pai selber trägt gerade mindestens 4 bei sich – besser ist besser! Die Straßen im historischen Zentrum Bangkoks füllen sich allmählich, denn wir kommen dem großen Palast näher. Der Große Palast ist ein absolutes Muss für jeden Bangkok Besuch, denn er bietet nicht nur eine faszinierende Geschichte, sondern auch jede Menge Kultur und atemberaubende Architektur. Daran sind täglich bis zu 45 000 Besucher interessiert! Allerdings kommt nicht jeder auf das Gelände, denn hier gilt eine strenge Kleidungsordnung. Wer kurze Hosen trägt und die Knie nicht bedeckt hat, bleibt draußen. Schulterfreie Tops gehen auch nicht. Wer all` das nicht trägt, kann sich Entsprechendes vor dem Eingang ausleihen. Über 150 Jahre lang diente der Königspalast als königliche Residenz. Seit dem Jahr 1946 ist der Palast nicht mehr der Sitz des Königs. Offiziell genutzt wird der Grand Palace Bangkok nur noch zu besonderen Anlässen und königlichen Veranstaltungen. König Maha Vajiralongkorn selber liebt Bayern und soll sich deshalb 80 % des Jahres in Deutschland aufhalten. Aber die einen sagen so und die anderen sagen so. Übrigens kann man in Thailand wegen Majestätsbeleidigung zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt werden.
Zum Schluss des Tages wird es noch mal gigantisch, denn im Tempel Wat Po können wir den 46 m langen, liegenden Buddha bestaunen. Auch hier sind wir nicht allein. Unzählige andere Besucher tun es uns gleich. 6 Stunden Zeitunterschied und 36 Grad Wärme bewirken dann allerdings, dass wir am Abend müde ins Bett fallen.
Mangroven, Muscheln und Affen
Wie passt das zusammen? Etwa 100 km südwestlich von Bangkok – in Khlong Khon, dort, wo der Mae Klong River im Delta in den Golf von Thailand mündet, erleben wir dieses Dreigespann. Pai bietet uns ein Kontrastprogramm zum trubeligen Bangkok an. Er hat eine Tour ins Delta geplant, abseits der Touristenpfade, mit dem ebenfalls reisefreudigen Österreichischen Ehepaar Andrea und Wolfgang und wir dürfen mit. Atchi, die Besitzerin der thailändischen Reiseagentur, ist ebenfalls dabei. Es dauert eine Weile, bis wir aus dem wuseligen Bangkok raus sind. Wir kommen zunächst an den vielen Salzfeldern vorbei. Sie sind nur in den trockenen Monaten, zwischen Dezember und Juni, in Betrieb. Aus dem 2 km entfernten Meerwasser wird dann ohne Unterbrechung das Meersalz gewonnen.
In Khlong Khon angekommen besteigen wir ein wackeliges Longtail-Boot und düsen damit in den Übergangsbereich zwischen Süß- und Salzwasser, den Mangroven. Freche Javaneraffen, die in den Feuchtgebieten ganz Südostasiens vorkommen, fühlen sich hier sauwohl. Als sie das Boot entdecken, wissen die pfiffigen Tiere bereits, dass dies ein Zeichen ist, einfach an Futter zu kommen. Pai und Atchi haben kleine Bananen mitgenommen, die wir nun an die Affengemeinde verteilen. Dafür stürzen sich die Primaten sogar geschickt ins Wasser. Die Menschen der Region haben erkannt, dass die Mangroven auch für den Küstenschutz eine wichtige Rolle spielen. Einige Stellen wurden deshalb wieder aufgepflanzt.
Auf unserer weiteren Fahrt ins offene Meer sehen wir an Holzgestellen an Schnüren tausende von Austern wachsen. Nach zwei Jahren haben sie eine unglaubliche Größe entwickelt. Der Bootsführer hält an und Pai öffnen gleich vor Ort ein paar Austern, um sie genüsslich zu verspeisen. „Wer seine Auster wie wir essen möchte“ sagt Pai „der fügt der rohen Muschel, frischen Knoblauch, Limettensaft und eine ordentliche Prise Chili hinzu“. Zurück im Ort können wir uns bei einem leckeren Mittagessen davon überzeugen.
Der letzte Tag in Bangkok
Noch einmal streifen wir durch Bangkok – dieses Mal ohne Pai. Wir mieten uns ein Tuck Tuck und ab geht es zum viertgrößten Blumenmarkt der Welt. Angeblich hat er rund um die Uhr geöffnet. In den kühleren Nachtstunden soll die Blumenhalle am geschäftigsten sein. Eine unglaubliche Fülle erwartet uns in der Halle und wohltuende Gerüche steigen uns in die Nasen. Empfindliche Blumen werden auf Eis gekühlt, Tagetesblüten zu Blumengirlanden aufgereiht und Orchideen mit Feuchtigkeit besprüht. Allerdings sind viele Blüten auch in Plastikhüllen gepackt. Abnehmer dieser Pracht sind nicht nur die vielen Tempel, auch jeder Haushalt hat einen Altar, der nach Opfergaben verlangt und geschmückt werden will. Ein Teil des Marktes machen auch die frischen, exotischen Früchte und das Gemüse aus dem ganzen Land aus.
Danach geht es weiter zum glücklichen Buddha und zum Marmortempel. Große Reisegruppen verirren sich hier her kaum, so dass wir beides fast für uns allein genießen können. Beim Betreten der Tempelanlagen wird jeder gebeten, seine Schuhe vor der Anlage zu lassen. Unter all` den Tretern entdecken wir manchmal ganz entzückendes Schuhwerk. Irgendwann landen wir am großen Fluss der Stadt, dem Chao Phraya, und genießen beim Seefood-Essen das Stadtpanorama. Dann geht es wieder zurück in unseren Stadtteil. Handelt man einen guten Preis aus, kann es durchaus passieren, dass man zum Besuch bei einem Juwelier oder einem Schneider aufgefordert wird, nach dem Motto - wenn nicht so, dann aber so.
Die Bahn, die durch einen Markt fährt
Es geht raus aus Bangkok. Ab jetzt sind wir zu viert unterwegs. Neben Pai gesellt sich noch Atchi zu uns. Atchi ist die Inhaberin der Reiseagentur in Thailand, die mit der deutschen Agentur zusammenarbeitet. Sie hat unsere Reise zusammengestellt. Warum uns diese Ehre zuteilwird, wissen wir gar nicht so recht, denken aber, dass sie sich selber mal wieder ein Bild vor Ort machen möchte. Pai spricht deutsch, Atchi englisch, besser könnte die Kommunikation nicht sein. Wir genießen jedenfalls die Fahrt mit den beiden. Unser erster Stopp Richtung Westen ist mittlerweile bei Touristen beliebt. Es ist der lokale Mae Klong Railway Market im nun ländlich werdenden Thailand. Durch den 100 m langen Markt des kleinen Ortes fährt Acht Mal am Tag eine regionale Bahn. Eigentlich sollte die Bahn schon abgeschafft werden, die ärmeren Bewohner haben sich aber erfolgreich dagegen gewährt, denn die Fahrt ist kostengünstig. Und dann entwickelte sich das Ganze auch noch als Touristenmagnet, denn der Zug fährt spektakulär durch den Markt. Kommt er, werden schnell die Sonnenschirme und Planen eingeholt, genauso wie die Tische der Marktstände. Ist der Zug durchgefahren, wird gleich dahinter alles wieder auf die Schienen gebaut. Damit das auch funktioniert, läuft ein Bahnangestellter vor den langsam einfahrenden Zug, und passt auf, dass die Gleise frei sind. Da sich mit Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch bei den Touristen nicht wirklich ein Geschäft machen lässt, gibt es mittlerweile auch Souvenirshops.
Floating Market
Weiter geht es zu einem anderen bekannten Ziel – den schwimmenden Märkten. Auch hier ist mächtig was los. Genauso wie Bangkok, gibt es im Westen viele kleine Wasserkanäle. Als die Autos noch in weiter Ferne waren und Straßen rar gesät, nutzten die Thailänder sehr geschickt diese Wasserwege, um ihre Waren zu transportieren oder sie gleich vor Ort zu verkaufen. Die schmalen Boote sind ideal dafür, um auch durch die engsten Kanäle zu kommen, bieten aber genug Platz für Waren und kleine Garküchen. Heute lassen sich eindeutig mehr Reiselustige durch die Kanäle schippern. Einige Boote werden noch mit einem Handruder vorangetrieben, andere haben einen riesigen Motor mit einem langen Propellerantrieb. An besonders engen Stellen entsteht oft ein haarsträubender Stau, denn alle kommen sich gefährlich nah. Besonders die langen Stangen mit den Propellern schwenken bedrohlich nah an uns heran.
Am River Kwai
Unser nächstes Ziel ist der Kwai River im Westen Thailands. Zunächst steuern wir die berühmte Eisenbahnbrücke über den Kwai an. Berühmt deshalb, weil ein gleichnamiger Roman 1957, mit Alec Guinness in der Hauptrolle, verfilmt wurde. Buch und Film basieren auf einer wahren Begebenheit, nämlich dem Bau einer Eisenbahnbrücke im Jahr 1942. Die Brücke ist Teil einer Eisenbahnstrecke, die gebaut wurde, um die thailändische und die birmanische Eisenbahnlinie zu verbinden. Durch die Verbindung sollte eine durchgehende Linie entstehen, nämlich von Bangkok nach Rangun in Birma, dem heutigen Myanmar. Es sollte eine logistische Unterstützung der japanischen Besetzung Birmas geschaffen werden. Rund 100.000 asiatische Zwangsarbeiter und 16.000 Kriegsgefangene fanden beim Bau der Strecke den Tod, die deshalb die Bezeichnung „Todesbahn“ erhielt. „Ganz schlimm damals, für uns heute gut“, sagt Pai „denn der Tourismus blüht hier auf, obwohl die Szenen mit der Brücke selber in Sri Lanka gedreht wurden“. Bei unserer ersten Thailandreise in den 1980er Jahren waren wir hier schon einmal. Die Brücke erkennen wir wieder – den Rest nicht. Die Thailänder lieben es, um Tempel und Attraktionen Essen- und Verkaufsstände aufzubauen, wenn geht noch ein kleiner Vergnügungspark, so auch hier. Eine kurze Fahrt mit dem Zug führt uns von Wang Pho nach Namtok auf dieser berüchtigten Strecke.
Übernachten auf dem Kwai River
Unsere erste Übernachtungsort nach Bangkok befindet sich im Riverkwai Jungle Floating Raft auf dem Fluss Kwai. Zu dieser Unterkunft führt keine Straße. Wir müssen das Auto auf einem kleinen Parkplatz am Fluss stehen lassen. Für die eine Nacht nehmen wir nur das Nötigste mit. Dann gleiten mit einem Longtail-Boot in rasantem Tempo auf dem River Kwai stromaufwärts, vorbei an viel tropischem Grün. Nach einer halben Stunde haben wir unsere schwimmende Behausung erreicht. Strom gibt es hier nicht, ein Moskitonetz überspannt unser Bett und die Dusche im schaukelnden Zimmer hat den Charakter einer sanitären Anlage eines Campers, nur unsere hier ist aus Teak-Holz. Die Nacht wird dunkel und wir werden sanft in den Schlaf geschaukelt. Der Ausblick beim Essen ist fantastisch, genauso, wie von der Hängematte, die vor jedem Zimmer hängt.
Ayutthaya – unterwegs mit dem Kermit Tuk-Tuk
Die antike Stadt Ayutthaya, die auch als "Venedig des Ostens“ bezeichnet wird, ist unser nächstes Ziel. Wir sind damit immer noch im flachen Teil Thailands. Das bedeutet, es ist warm – sehr warm. Für die Erkundung der ehemaligen Hauptstadt sparen wir uns deshalb das schweißtreibende Laufen durch die weitläufigen, historischen Tempel-Anlagen und nehmen ein froschgrünes Kermit Tuk-Tuk. Diese "süßen" Tuk-Tuks sind nur in zwei Provinzen Thailands zu finden: Ayutthaya und Trang. Gegründet wurde Ayutthaya im Jahr 1350 von König Uthong, als die Thai unter dem Druck ihrer Nachbarn aus dem Norden in den Süden migrieren mussten. Ab 1782 wurde Bangkok gegründet und dient nun bis heute als Hauptstadt Thailands. In der Umgebung der Tempel kann man sich traditionelle, thailändische Bekleidung ausleihen, um sich in den Tempelanlage ablichten zu lassen. Pai meint, dass die meisten davon chinesische Besucher sind.
Sukhothai – Reisfelder und Chopsticks
Von Ayutthaya bis Sukhothai sind es gut 400 km. Trotz Autobahn sind wir erst am Nachmittag in Thailands antiker Hauptstadt. Die geplante Radtour durch den Sukhothai Historical Park verschieben wir auf übermorgen. Zeit genug haben wir, denn wir haben 3 Übernachtungen eingeplant. Deshalb machen wir uns erst einmal auf den Weg in ein kleines Dorf ungefähr 70 km außerhalb von Sukhothai. Im Dorf Na Ton Chan, das von grünen Bergen und Reisfeldern umgeben ist, leben über 200 Familien. In den letzten 20 Jahren hat das Na Ton Chan eine Heimindustrie für lokale Traditionen geschaffen und damit Preise für seine gemeinschaftsbezogenen Aktivitäten gewonnen. Wir laufen durch Reisfelder, erfahren auf beeindruckende Weise, wie aus Bambus Zahnstocher, Schaschlik Spieße und Stäbchen (Chopsticks) hergestellt werden und wie wir kleine, gelenkige Puppen eines beliebten Holzbalkenspielzeuge in Bewegung setzten können. An einem einfachen Webstuhl probiere ich das Weben anhand einer Anleitung aus. Auf einem Papier, das vor mir hängt, sind gekoppelte Zahlen ("1-2", "1-4", "2-3" usw.) aufgeführt, die die Pedalreihenfolge beim Weben dieses Musters markieren. Ich trete auf die Pedale, dann führe ich eine Holzspule durch ein enges Fenster der Fäden und ziehe dann den Klöppel zurück, um das Gewebe zu straffen, bevor ich die nächste Pedalstellung einnehme. Gar nicht so einfach. Ich bräuchte wohl sehr lange, um was einigermaßen Annehmbares hin zu bekommen. Zum Schluss dürfen wir bei der Zubereitung einer lokalen Spezialität zu sehen. Es ist eine klare Suppe aus Mungobohnennudeln mit Bohnensprossen, Koriander, Salat, Knoblauch und Eiern, die auf einem Tuch über einem Tontopf mit kochendem Wasser gedünstet werden. Ausgesprochen lecker. Pai sagt, dass viele Thailänder diesen Ort besuchen, denn hier können die Kinder von Bangkok mal sehen, wie ihr Grundnahrungsmittel, Reis wächst. Das wüssten nämlich nicht mehr alle.
Mit dem Rad durch das antike Sukhothai
Wir machen uns früh auf den Weg – zu den archäologischen Stätten des Sukhothai Historical Park, im alten Stadtteil. Zur Erkundung mieten wir uns Räder am Eingang des Parks. Zu dieser frühen Uhrzeit ist es für uns ein Vergnügen, durch die im Jahr 1238 gegründete Stadt Sukhothai, des gleichnamigen erstmals unabhängigen Königreiches, zu radeln. Aus einer Mischung von Buddhismus, animistischen Traditionen der Mon und brahmanisch-hinduistischen Khmer Einflüssen kristallisierten sich die Anfänge einer eigenständigen Thai Kultur heraus, erzählt Pai. Vor Ort ist auch die Touristen Polizei und schaut nach dem Rechten. Sie möchten mit uns allen zusammen ein Foto machen. Warum denn nur, fragen wir uns? Die Erklärung ist simpel, erklärt Pai. Es ist für die beiden Beamten schlicht weg ein Beweis für ihre Vorgesetzten, dass sie nicht nur in ihren klimatisierten Büros sitzen, sondern auch vor Ort verantwortungsvoll ihrer Arbeit nachgehen.
Hinter den Kulissen
Da wir mit der Inhaberin der thailändischen Reiseagentur unterwegs sind, bekommen wir auch mit, mit welchen Dingen Ashi sich beschäftigt, denn sie arbeitet selbstverständlich auch von unterwegs, während wir die Reise genießen. Die beiden wechseln sich beim Fahren ab. Telefongespräche kann sie im Auto annehmen und so Vorgänge klären. Das alles passiert selbstverständlich diskret und ohne, dass es uns in irgendeiner Weise beeinträchtigt. Da kommt plötzlich in Bangkok auf dem Flughafen eine lächelnde Frau, im Rollstuhl sitzend an, ohne das Ashi und der Tourguide informiert wurden. Auf welcher Strecke die Info mit dem Rollstuhl hängen geblieben ist, weiß erst mal keiner, aber es muss gehandelt werden, denn die Rollstuhlfahrerin macht die gleiche Tour wie wir! Ashi organisiert einen zweiten Guide, der auf der Reise behilflich sein wird. Die Kosten dafür? Ashi lächelt und sagt, dass sie das noch nicht weiß.
Wir erfahren mehr über Ashi und Pai. Beide haben sich vor 30 Jahren in der Reiseagentur kennen gelernt und sind mittlerweile verheiratet. Sie führt die Agentur, er ist als einziger festangestellter Guide für die Agentur unterwegs. Jeder scheint genau die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen. Unterstützt wird Ashi bei ihrer organisatorischen Arbeit von ihrer Schwester und zwei weiteren Angestellten. Ein kleiner Fuhrpark ist in ihrem Besitz, alles andere wird nach Bedarf zugebucht. In der Zeit von Oktober bis März kommen die meisten Besucher. In der restlichen Zeit werden Guides und Autos kaum noch gebraucht. Für Ashi bleibt aber trotzdem noch genug Arbeit, denn sie muss die nächste Saison vorbereiten. Beide haben bewusst keine Kinder. Und überhaupt, im Durchschnitt haben Thailändische Familien heute ebenfalls nur 1-2 Kinder. Auch in Thailand ändern sich die Zeiten und die Bevölkerung wird älter, sagt Pai. Das Ashi ihre Reiseagentur als Frau managet, ist allerdings nur in der Großstadt mehr oder weniger normal. Auf dem Land leben die Frauen weitgehend traditionell, erfahren wir von ihr.
Phrae – weiter in den Norden
Nach Sukhothai verlassen wir weitgehend das flache Thailand. Es wird etwas begieriger. Vorbei geht es an Tempeln, die eindeutig Symbole aus dem Nachbarland Myanmar aufweisen. Der liegende Buddha repräsentiert seine letzte Ruhe und seinen Übergang ins Nirvana. Wir erfahren, dass die unterschiedlichen Positionen der Buddhafiguren die Stationen und Begebenheiten aus dem Leben Buddhas wieder spiegeln. In den Tempelanlangen sind immer viele Gläubige. Wir treffen selbst auf Kindergartengruppen und Schulklassen.
Bei Phae Mung Pie weicht die Landschaft so ganz vom Rest des Landes ab. Die Erosion hat eine ungewöhnliche Landschaft geschaffen. Pilzkopfartige Säulen erheben sich aus gelb-rotem Gestein und bilden somit bizarre Formationen.
In der riesigen Pha Nang Khoi Höhle laufen wir an vielen seltsam geformten Stalagmiten und Stalaktiten vorbei, die in unglaublich buntem Licht getaucht sind. Da wir die einzigen in der Höhle sind, wurde die Beleuchtung extra für uns angeschaltet. Der Weg durch die 250 m lange Höhle erstrahlt nicht nur im bunten Licht, hier befindet sich auch ein unterirdischer Bach. Wir laufen deshalb auf eigens angebrachten Holzstegen durch die Höhle. Da wir in der Trockenzeit unterwegs sind, führt der Bach nur wenig Wasser.
Lampang – Tempel und gegrillte Heuschrecken
In der Kleinstadt Lampang wird es beschaulich, denn wir fahren mit einer Pferde-Kutsche durch den urigen Ort. Bis zum Jahr 2000 prägten hier noch die Kutschen das Straßenbild. Seitdem hat sich aber einiges geändert, ein Handvoll Kutschen sind jedoch übriggeblieben. Auch heute machen wir uns auf Tempeltour. Drei stehen auf dem Programm. Der thailändische Theravada-Buddhismus und die hinduistische Kultur haben sich im Laufe der Zeit in Thailand vermischt. Neben einer Vielzahl von Buddha-Darstellungen sehen wir auch Skulpturen und Bilder von Vishnu, Shiva und vielen Variationen des Elefantengottes Ganesha. Thailänder selber kommen in die Tempel, um zu meditieren und mit Buddha und anderen spirituellen Kräften zu kommunizieren. Sie möchten Hilfe bei Beziehungen, Gesundheit und spiritueller Verbindung erhalten und sich von den Mönchen für ihre Praxis beraten zu lassen. Thailändische Tempel sind wahre Kunstwerke. Die Gebäude haben oft mehrere Dachschichten mit geschwungenen Kanten und Mustern. Sie sind architektonische kleine Wunder mit Symbolen, massiven goldenen Buddha-Statuen und unglaublichen Verzierungen. Glas und andere reflektierende Oberflächen sollen helfen, Negativität und böse Geister abzuwehren.
Auf einem großen zentralen Markt tauchen wir wieder in das Weltliche ein. Hier gibt es alles, was man so braucht – von Lebensmitteln, über Keramik, Haushaltsgeräte und Bekleidung. Die Lebensmittelabteilung ist der spannendere Teil, denn hier gibt es nicht nur jede Menge exotisches, frisches Obst und Gemüse, hier gibt es auch frittierte Heuschrecken, Kakerlaken, Larven und anderes Getier. Obwohl Ashi und Pai hier gern einkaufen, die kleinen Tierchen stehen auch nicht auf ihrem Speiseplan. Das Angebot an Süßem und Frittiertem ist auch nicht zu übersehen. Erschreckend ist, dass all´ dies oft in ganz viel Plastik verpackt ist.
Chiang Rai in weiss, blau und schwarz
Chiang Rai ist eine kleine Stadt im Norden Thailands und keine 80 km von der Grenze zu Laos und Myanmar entfernt. Wir sind damit im berüchtigten Goldenen Dreieck. Warum „berüchtigt“ – dazu später mehr. Die ca. 70 000 Einwohner zählende Stadt gleicht eher einem Dorf, denn Hochhäuser entdecken wir keine. Erst einmal schauen wir uns wieder Tempel an. Dieses Mal sind es zwei umstrittene Tempel. Es ist zum einen der Weiße Tempel und zum anderen der blaue Tempel. Der Anblick des White Tempel Wat Rong Khun ist zweifelsfrei atemberaubend. Er bietet eine Mischung aus traditionellen buddhistischen Elementen mit popkulturellen Einflüssen. In den 1990er Jahren begann der Künstler Chalermchai Kositpipat mit der Erbauung, die bis heute noch lange nicht abgeschlossen ist. Als Datum für die komplette Fertigstellung wird das Jahr 2070 geschätzt. Schon beim Eintreten werden wir vom den in Weiß gehalten und mit Spiegelelementen verzierten Haupttempel geblendet. Das gesamte Gelände ist ein wahres, skurriles Kunstwerk. Überall befinden sich verstörende Besonderheiten. Das Toilettengebäude weicht übrigens vom Weiß ab, es ist in Gold gehüllt. Der thailändischen Künstler bricht bei seinem Bauwerk eindeutig mit der traditionellen bunten Farbgestaltung buddhistischer Tempel.